Reflexion

Reflexion

„Diese Art der Selbstkonfrontation von Modernisierungsfolgen mit Modernisierungsgrundlagen ist deutlich zu unterscheiden von der Wissenssteigerung und Verwissenschaftlichung im Sinne der Selbstreflexion von Modernisierung.“ 

Ulrich Beck

Reflexion und Reflexivität


In einer durch Globalisierung, Urbanisierung, Individualisierung, Digitalisierung und Klimagefahren sich wandelnden Wirtschaft und Gesellschaft sind Institutionen, Unternehmen, kulturelle Einrichtungen und gesellschaftliche Gruppen gefordert, bisherige Lebens- und Arbeitsweisen, Strategien, Geschäftsmodelle und Angebote zu überdenken und neue Lösungen zu entwickeln. Der allgegenwärtige Grundlagenwandel läßt sich mit dem Soziologen Ulrich Beck als verselbständigte und reflexartig auf sich selbst zurückwirkende Modernisierungsdynamik verstehen. Gesellschaftliche Entwicklung und sozialer Wandel sind demnach nicht nur Ergebnis bewussten Handelns in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, sondern wesentlich durch nicht beabsichtigte und nicht berechenbare Folgen der Modernisierung geprägt. 

Im von Ulrich Beck als „Reflexive Modernisierung“ beschriebenen Grundlagenwandel stehen Reflexion und Reflexivität in einem Gegensatz. Während Reflexion mit reflektiertem Nachdenken, Bewusstsein, Überlegung und Wollen in Verbindung zu bringen ist, steht Reflexivität für reflexartige Rückwirkungen, ungeplante Ereignisse und überraschende Folgen. Das Erkennen von Nebenfolgen zweckrationaler Entscheidungen und ihrer Auswirkungen gehört damit maßgeblich zu einem Verstehen gegenwärtiger Transformationsprozesse.

Reflexive Transformation


Während zwei Ereignisse der 1980er-Jahre exemplarisch und in gewisser Weise konstitutiv für reflexartige Modernisierungsprozesse stehen - das Reaktorunglück von Tschernobyl 1986 und der Fall der Berliner Mauer 1989 - kommt 30 Jahre später eine Beschreibung der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Realität kaum noch ohne den Verweis auf eine Transformation aus. Jenseits von Transformationsländern sind es insbesondere die Digitale Transformation und der 2011 vom Wissenschaftlichen Beirat für Globale Umweltveränderungen (WBGU) postulierte „Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“ die technologische, gesellschaftliche und ökologische Diskussionen des Grundlagenwandels prägen. 

Nachdem bereits Anfang der 2000er-Jahre erste Strategien für eine „Reflexive Reorganisation von Unternehmen“ und eine „Unternehmensreorganisation als reflexiver Suchprozess“ entwickelt wurden, befinden sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft heute in einer Phase der Schaffung von Real- und Transformationslaboren. Der Bereich der Kultur und der Kulturpolitik begann ab 2015, sich für eine erweiterte kulturpolitische Transformation zu öffnen, die bis dahin stark auf die Umbrüche und Veränderungen der Deutschen Einheit begrenzt war. Angesichts der seitdem weiter forcierten Transformationsdynamik gibt es bisher insgesamt noch zu wenige Orte und Debatten, in denen Grundlagenwandel thematisiert wird, noch versteht sich die Gesellschaft als Transformationsgesellschaft im Übergang in eine Zweite Moderne.
Vorträge

Ralf Weiß (2022): Klimagerechte Kulturpolitik. Ergebnisse einer Befragung kommunaler Kulturverwaltungen. Frühjahrsakademie der AG Kulturämter des Städtetages Baden-Württemberg am 08.04.2022 (Friedrichshafen)

Ökologische Innovationspolitik in Deutschland

Ralf Weiß (2020): Gesellschaftliche Verantwortung des Kulturbereichs für Klima und Nachhaltigkeit. Perspektiven einer neuen, nachhaltigen Kulturpolitik. Sommerakademie für eine klimagerechte Kulturpolitik veranstaltet von der Kulturpolitischen Gesellschaft am 17/18.09.2020 (Wuppertal)

Ökologische Innovationspolitik in Deutschland
Publikationen

Norbert Sievers/Ralf Weiß (2022): Nachhaltige und klimagerechte Kulturpolitik der Kommunen. In: Jahrbuch für Kulturpolitik 2021/22 "Kultur der Nachhaltigkeit", S. 211-223

Ralf Weiß (2022) Klimawandel als Aufgabe von Kulturverwaltungen.
Bestandsaufnahme einer klimagerechten Kulturpolitik. In: Kulturpolitische Mitteilungen Nr. 178 III/2022, S. 69-71

Ralf Weiß (2021): 20 Jahre Tutzinger Manifest. Vom Wandel durch Annäherung zur kulturellen Nachhaltigkeitstransformation. In: Kulturpolitische Mitteilungen Nr. 175 IV/2021, S. 43-44

Manfred Moldaschl, Daniela Manger (2016, Hrsg.): Im Spiegel der Organisation. Innovationsfähigkeit durch Institutionelle Reflexivität

Ralf Weiß (2002): Unternehmensführung in der Reflexiven Modernisierung. Global Corporate Citizenship, Gesellschaftsstrategie und Unternehmenskommunikation 

Reflexive Modernisierung
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